Ein Projekt von Wolfgang Thomas & Micky Pega

The Snepcuts

"Mit den Stones nichts am Hut"


Auf der Suche nach einem Bandnamen mussten Wilfried Büdenbender (Gitarre), Rudolf Diehl (Gesang, Leadgitarre), Bernd Enders (E-Bass, Orgel und Klavier) und Heinz Ihne (Schlagzeug) nur einen Blick aus dem Fenster werfen. Rudolf Diehl: "Wir waren alle vier Jungs vahm Schneppekutte.' "Als nannte sich das Quartett kurz und knapp "The Snepcuts".

"Eigentlich waren wir im kirchlichen Raum zuhause - als fleißige Sänger im Kinderchor des MGV Cäcilia", blickt Diehl zurück. Anfang der 60er Jahre für den singenden Nachwuchs schon zu alt, aber noch nicht erwachsen genug für den Männerchor, griffen die vier zu Gitarre und Schlagzeug. Geübt wurde in der Schreinerei von Heinz Ihnes Vater, das erste Schlagzeug wurde aus leeren Leimtöpfen zusammengestellt: "Man hielt uns damals für absolut verrückt." Wovon sich die Snepcuts allerdings nicht irritieren ließen: "Als 15-Jähriger habe ich zum ersten Mal über die Gründung einer Band nachgedacht." Zu einem Übungswochenende wurde die Wanderklampfe eingepackt, mit Stahlseiten versehen und mit Pickups über ein Radio gespielt. Später wechselte Diehl von einer Höfner über Framus zu einem Instrument von Hagström.

Titel wurden vom Tonband abgehört


"Sehr wichtig für die Gruppe war der Vater von Bernd Enders: der Berufsschulehrer Leo Enders, der selbst Geige spielte, transportierte die Snepcuts recht oft in einem Lloyd zu ihren Konzerten."
Den ersten Auftritt hatten die Musiker vom Schneppenkauten bei einer Hochzeit ("der Gesangverein war mächtig stolz auf uns"), wollten sich aber von Anfang an nicht auf Tanzmusik festlegen: "Völlig ohne Noten" wurden Stücke von den Shadows und den 

Spotnicks gespielt, abgehört vom Tonband eines Freundes. Diehl, der seit vielen Jahren als Musiklehrer an der Grundschule Birlenbach tätig ist: "Wir haben auf jeden Fall so fleißig geübt, das wir Ende 1963, Anfang 1964 richtig starten konnten." Dabei waren die Snepcuts "immer Verfechter der Beatles, mit den Stones hatten wir nichts am Hut."

Auftritte gab es jede Menge: Bei Tanzveranstaltungen des Jugendpflegers Egon Jolig in der Bismarckhalle. Oft war die Gruppe im "Haus Heimat" in Rudersdorf engagiert. Haupt-Konkurrenten waren die Oranien Street Sounders, die Watchmen, die Mushrooms: "Wir haben uns gegenseitig so manchen Kniff abgeschaut."

Als Wilfried Büdenbender die Snepcuts verließ, stieg Bernd Enders´ Bruder Jürgen in die Band ein. Er besaß neben dem musikalischen Rüstzeug auch hervorragende technische Fähigkeiten, von denen Rudolf Diehl heute noch schwärmt: "Er baute aus einem alten Waschmaschinenmotor eine Leslie (= drehender Lautsprecher) für seine Hammondorgel." Ursprünglich konstruierten die Snepcuts auch ihre Verstärker selbst, "bis wir unsere erste Echolette hatten".

"Einen Walzer und ein Marsch"


Dr. Bernd Enders, heute Professor für Musikwissenschaft an der Universität Osnabrück: "Neben unserem Beat-Repertoire hatten wir noch ein zweites Programm für Hochzeiten und ähnliche Feste, um das Geld für die Anlagen zu beschaffen. Dazu reichten die Honorare als Beatgruppe anfangs nicht aus." Auch bei Auftritten auf Jugendtanzveranstaltungen ging es nicht nur "beatmäßig" zu. Heinz Ihne kündigte einen Auftritt in der Bismarckhalle im Gespräch mit der WR seinerzeit mit einem Versprechen an: "Wir werden aber auch mindestens einen Walzer und einen Marsch spielen."

Zu diesem Zeitpunkt war Ihne - wie Bernd Enders - bereits bei der Bundeswehr, Rudolf Diehl stand ebenfalls kurz vor der Einberufung: "1968 sind wir dann im Frieden auseinandergegangen."

"Fast nahtlos" schlossen er und Ihne - heute Chef der Firma Awas in Rudersdorf (Abwasser Anlagen Systeme) - sich dem "Sing Team" an, einer Formation, der auch der heutige Kreischorleiter Gerhard Schneider und Werner Hoffmann (später: "Gospeltrain") angehörten. Diehl hat außerdem klassische Gitarre gespielt und singt seit vielen Jahren im Kammerchor Weidenau. Er wolle die 60er Jahre nicht glorifizieren, meinte er zur WR: "Aber die Jugendlichen hatten damals mehr ein ,Wir-Gefühl´, waren begeisterungsfähiger, haben selbst etwas auf die Beine gestellt."

Das galt nach dem Ende der "Snepcuts" auch für die Enders-Brüder: Sie gründeten gemeinsam mit Micky Pega sowie den Ex-Selection-Mitgliedern Reinhard Kitz und Dieter Löhr die Gruppe "Eternal Light"