The Rancours
"Spotnicks"- Stücke wie im Original
Ein Name - zwei (fast) völlig von einander unabhängige Gruppen: Das waren die "Rancours". Bindeglied zwischen beiden Formationen war der Siegener Gitarrist Friedrich Schneider, genannt "Obbi". Als Manager

Herzmoneit, Jahrgang 1939, erinnert sich gut an diesen Abend "Anfang 1965": "Zum ersten Mal habe ich die Rancours im Gasthof Kreutz in Geisweid gehört . Es muss einer ihrer allerersten Auftritte gewesen sein." Stücke von den Spotnicks, "Poor boy" von den Lords, die Beatles-Version des Chuck-Berry-Klassikers "Rock´n´Roll music" gehörten damals zum Repertoire des Quartetts, das Hans Kalbala (Sologitarre), Friedrich Schneider (Rhythmusgitarre), Otto Braach (Bass) und Hans Günter Weber (Schlagzeug) bildeten.
Rasch kamen die Musiker und der als Gast zum Konzert gekommene Herzmoneit überein, künftig zusammenzuarbeiten: "Das war bei mir ein ganz spontaner Entschluss. Ich war so begeistert von der Truppe und der Art, wie sie mit einer damals noch ganz primitiven Anlage einen guten Sound hinzauberte." Damit hatten die Rancours ein Problem nicht, mit dem die meisten anderen Bands zu kämpfen hatten: Der neue Manager war volljährig, besaß den Führerschein und konnte so für einen reibungslosen Transport zu den Auftritten sorgen. Herzmoneit kümmerte sich auch um Engagements, bemühte sich um Hallen - und musste naturgemäß den Kopf hinhalten, wenn nicht alles vorschrifts- oder gesetzmäßig ablief. Beispiel Jugendschutz: Nach einem Auftritt im "Dahlbrucher Hof" musste Herzmoneit 280 Mark Bußgeld zahlen - er hatte nicht dafür gesorgt, dass die Besucher unter 18 Jahren um 22 Uhr draußen waren.
Auftrittsorte waren außerdem das "Ghandi" in Littfeld, die Siegerlandhalle, die "Nordstern"-Bar in Haiger-Flammersbach. Wenig gute Erinnerungen hat er an ein gemeinsames Konzert mit einer Sauerländer Gruppe namens "Starfighters" in Wesel: Deren Manager rückte nach Beendigung des Engagements nichts von der für beide Gruppen bestimmten Gage heraus. Doch die positiven Dinge überwiegen im Rückblick bei weitem, wenn die Managertätigkeit auch schon mal an die Nerven ging: "An einem Sonntagnachmittag war die Hilchenbacher Schützenhalle noch eine halbe Stunde vor Konzertbeginn total leer - und wurde dann auf einen Schlag brechend voll."
Nachbarn standen lauschend am Zaun
Proberaum der Rancours war der Keller in Herzmoneits Haus an der Bergstraße: "Oft haben die Leute aus der Nachbarschaft am Zaun gestanden und zugehört." Die Rancours - das sei eine "Bombentruppe" gewesen, die auf der Bühne auch schon mal "getobt hat wie die Wilden". Aus vier guten Musikern habe einer hervorgeragt: "Hans Kalbala war ein unglaublich guter Gitarrist. Der spielte die Spotnicks-Stü

Die Tätigkeit als Manager in einer Beatband war nicht immer Zuckerschlecken. Herzmoneit arbeitete in dieser Zeit als Kraftfahrer bei einer Spedition: "Mehr als einmal hat mich unser Buchhalter aus den Federn geklingelt, weil es in der Nacht zuvor spät geworden war." Und die Familie pochte auf ihr Recht: "Die Kinder waren klein, da war es nicht so gut, wenn der Vater sich jeden Sonntagnachmittag Richtung Dahlbrucher Hof aufmachte." Heinz Herzmoneit war allerdings auch noch für die neue Formation namens "Rancours" tätig.
Hans Kalbala, der Radio- und Fernsehtechniker gelernt hatte, wechselte zur Polizei und war Kriminalbeamter in Düsseldorf, "Obbi" Schneider, blieb ein "Rancour".
Musiker gesucht - Infos an die WR
Wo beide heute leben, war für die WR nicht in Erfahrung zu bringen. Auch Hans Günter Weber konnte die WR nicht ausfindig machen. Wer Informationen hat: Tel: 0271-2323730. Otto Braach sind wir an dieser Stelle bereits einmal begegnet als Bassist der letzten Formation von "Buddy and The Ravens"; er wird noch einmal auftauchen als Mitglied der "Lazy Bones".
The Cryers -The Rancours, Teil II
Mit dem Bass einige Radios "geschrottet"
Gar nicht so einfach zu entwirren, die Geschichte der "Cryers", die auch einmal "Lears" hießen und dann, etwa 1966, mit Friedrich "Obbi" Schneider zu den neuen "Rancours" verschmolzen. Rolf Weyer, heute Bausachverständiger mit Büro an der Sandstraße, ist aber auf jeden Fall sicher: "Angefangen haben wir als Skifflegruppe."
Die erste Besetzung der Cryers bestand aus den Gitarristen Ulrich Förster und Hans Bernd Kall, dem Bassisten Hans Narjes und eben Rolf Weyer, der das Schlagzeug bediente, Geburtsort war das Jungen-Gymnasium. Der Drummer heute: "In den unteren Klassen haben wir mitgekriegt, was die Oranien Street Sounders machten. Nach einem ihrer Auftritte haben wir uns angeguckt, bekamen vier Leute zusammen und haben losgelegt." Das lief zunächst noch unter dem namen "Lears". Rasch wurde der Skiffle als nicht mehr zeitgemäß zur Seite gelegt, etwa ab 1965 bestimmten Stücke der Beach Boys, flotte Instrumentalstücke wie "Let´s got trippin´" das Repertoire der Gruppe, die sich nun Cryers nannte: "Die Reise ging schnell in Richtung frühe Beatles und Stones," erinnert sich Weyer.
Anlage von der Firma Dynachord gesponsert
Es gab Auftritte bei Klassenfesten, gemeinsame Konzerte mit den Kollegen vom gleichen Schulflur, den "Quartermasters", und es gab Veranstaltungen im kleinen Saal der Siegerlandhalle, für die sich in der Regel zwei Bands zusammentaten und für zwei Mark pro Nase zum Tanz baten: "Das war eigentlich nie ein Risiko - wir haben selbst Plakate gemalt und in der Stadt aufgehängt, dann lief das schon." Allerdings nur bis etwa 1966, dann zogen Ulrich Förster und Hans Bernd Kall nach Frankfurt beziehungsweise Remscheid, nach 12 bis 15 öffentlichen Auftritten waren die Cryers nur noch Beatgeschichte. Narjes und Weyer trafen aber bald auf Friedrich "Obbi" Schneider, der ohne seine "Rancours" dastand; der Sänger Rolf Klein und der Gitarrist Jörg Fieberg, der - wie berichtet - in den sechziger Jahren auch bei "Lsd 66" war und heute bei Second Shotgun spielt, kamen dazu: Fertig waren die neuen Rancours. Mit dieser Formation, die ja schon in der Urbesetzung in der Region einen ordentlichen Bekanntheitsgrad erlangt hatte, gab es Konzerte in Hallen und Sälen "bis hin nach Montabaur und Driedorf", stets am Steuer der Geisweider Heinz Herzmoneit: "Für uns Musiker kamen meistens so 50 Mark dabei rum." Auch Hans Narjes erinnert sich: "Wir sind richtig über die Dörfer gezogen, haben mit den Gastwirten Konzerte vereinbart: Sie hatten den vermehrten Umsatz, wir konnten den Eintritt behalten." Der Bruder von Hans Narjes, Gerald, hatte ein Musikgeschäft mit einer Vertretung von Dynachord und stellte schon mal eine Anlage zur Verfügung: "Wir mussten ein großes Schild mit dem Namenszug der Firma hinhängen und hatten dann oft die neuesten Verstärker. Das war zweifellos ein großes Plus." Zu Beginn der Cryers war das noch anders. Dr. Hans Narjes: "Wie viele andere haben wir am Anfang über Radios gespielt - einige habe ich mit meinem Bass geschrottet."
Hans Narjes: kurze Zeit bei "Bob and Hucky"
Etwa 1968, da gehen die Erinnerungen von Weyer und Narjes leicht auseinander, war Schluss, das Abitur bedeutete das Ende der Rancours. Narjes spielte außer für die "Grollenden" noch für Bob and Hucky", hat danach nie wieder öffentlich
Musik gemacht: Heute lebt er als promovierter Arzt zwischen Ulm und Bodensee, hin und wieder greift er noch zum Bass, aber nicht öffentlich. "Obbi" Schneider und Rolf Weyer taten sich in den 70er Jahren noch einmal zusammen, spielten Rock im Stil von Wishbone Ash - ein Projekt, das allerdings nicht von langer Dauer war.