Ein Projekt von Wolfgang Thomas & Micky Pega

The Nameless

Bruder trat Sänger in den Hintern


Bundeswehr, Ausbildung, Studium, hier und da auch persönliche Differenzen: Es gab viele Gründe, weshalb Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre Beatgruppen auseinanderfielen. Kein Ende war allerdings so abrupt und spektakulär wie das der "Nameless": Das Aus kam, weil Sänger Eckhard Haßler den Text von "With a little help from my friends" vergaß und ihn sein Bruder Ulrich (Rhythmusgitarre) auf der Bühne dafür mit einem Tritt in den Allerwertesten bestrafte.

Die Karriere der "Namenlosen" verlief etwa paralell zu der der "Dukes": "Das waren unsere Vorbilder, denen haben wir nachgeeifert," blicken Eckhard Haßler und Wolfgang Schuß (Baß) zurück. Neben diesen beiden und Eckhards Bruder gehörten noch Wolfgang Schindler (Schlagzeug) und Anselm Kraft (Sologitarre) zu der Formation, die von Anfang bis Ende so zusammenblieb. Alle wohnten sie in der Winchenbach, in der Nähe des Agnesenhof, Wolfgang Schindler und Eckhard Haßler gingen auch in eine Klasse in der Realschule am Oberen Schloss.

Anselm Kraft gab den Anstoß


Anselm Kraft, der wie Ulrich Haßler bereits vor vielen Jahren gestorben ist, gab den Anstoß zur Gründung der "Nameless": Sein Bruder Bernd war Sänger bei den Dukes. Die ersten öffentlichen Auftritte hatte das Quintett bei Konzerten ihrer Vorbilder, wenn Bernd Kraft, Ulrich Schachte & Co. Pausen zum Essen und Trinken einlegten. So landeten die "Namenlosen" im Jugendheim St. Peter und Paul, konnten ihr Können beim Tanz für die Jugend oder in der Bismarckhalle beweisen. Den größten Auftritt hatten die Haßler-Brüder, Wolfgang Schuß, Anselm Kraft und Wolfgang Schindler 1967 in der "großen" Siegerlandhalle: Vor 2 400 Menschen "beateten" sie für die "Aktion Sorgenkind".

Quelle- Bass und altes Radio


Die Instrumente waren von ähnlicher "Güteklasse" wie zunächst die Anlage. Wolfgang Schuß: "Ich hatte den berühmten Kaufhaus-Bass von Quelle, der erste Verstärker war ein altes Radio." Später hat die Gruppe ihreAuftritte vor allem über die Anlage der Dukes absolviert. Es gab also eine große Nähe zwischen beiden Gruppen - und einen gravierenden Unterschied: Während die Dukes für ihre Interpretationen von Rhythm and Blues-Stücken der Rolling Stones und Animals bekannt waren, "haben wir Lieder von den Beatles oder Searchers gespielt". Geübt wurde nach Tonbandaufnahmen, die von Sendungen von Radio Luxemburg oder des Piratensenders Radio Caroline gemacht wurden. Eckhard Haßler und Wolfgang Schuß: "Dabei legten wir es nicht darauf an, dass wir unbedingt den allerletzten Hit spielen konnten - wir haben immer so lange geübt, bis wir ein Stück ,drauf´ hatten und es richtig vor Publikum spielen konnten."

Der Hang zur Perfektion bescherte den fünf Musikern auch ihr überraschendes "Aus". Eckhard Haßler: "Es war ein Konzert im kleinen Saal der Siegerlandhalle, wo wir vor einer Band aus Hagen spielten. Wir hatten extra neue Beatles-Stücke geübt, unter anderem ,With a little help from my friends´. Plötzlich war der Text weg. Ich wollte noch sagen: ,Tut mir leid, Jungs, ich hab´ den vergessen,´ als mich mein Bruder kräftig in den Hintern trat." Das tat dem Bassisten Wolfgang Schuß offensichtlich selbst so weh, dass er sein Instrument ausstöpselte und nach Hause ging: "Das war´s mit den Namenlosen."

Nach diesem Abgang trafen sich die Mitglieder noch einmal im Beatkeller, um das Ende ihrer Band zu begießen - eine Fete, bei der auch einige "Dukes" anwesend waren. Es gab eine Zweieinhalb-Liter-Flasche Whisky, wobei die WR über den Ablauf der Zusammenkunft nicht in Einzelheiten berichten möchte. Die Information, dass Sänger Eckhard Haßler das "Lokal" bereits nach 12 Minuten verlassen musste, soll genügen.

Heute Auftritt bei "Rhein in Flammen"


Siegen. Wolfgang Schuss spielte in den sechziger Jahren außer bei den "Nameless" hin und wieder auch bei den "Quiets". Danach legte er eine 15-jährige Pause ein.

Dann aber stieg er wieder ein, gründete den "Music Train", die "Evergreens" und schließlich die "Moonlight Dance Band". Zumeist allein, hin und wieder mit Unterstützung von Karl-Heinz Dentler, Ex-Bassist der Dirty Blues Band, ist er mit Unterhaltungs- und Tanzmusik auf großen Rheinschiffen unterwegs, hat auch in allen großen Ostseebädern gespielt. Heute hat er ein Engagement bei "Rhein in Flammen". Ende des Jahres will er allerdings "Schluss machen".

Eckhard Haßler ist selbstständig und vertreibt Softwerk für Handwerksbetriebe, Wolfgang Schindler studierte Architektur und arbeitet im Gummersbacher Bauamt. Anselm Kraft und Ulrich Haßler sind früh verstorben.