Ein Projekt von Wolfgang Thomas & Micky Pega

The New York Rock & Roll Ensemble

Am Weg zum Ruhm im Sauseschritt


Es war ein Weg, von dem der seit 1995 im Siegerland lebende und arbeitende Dorian Rudnytsky allenfalls träumen durfte: Von der Rock´n´Roll-Combo "The Invictas" über ein Zwischenspiel bei "Emil and The Detectives" zum "New York Rock´ & Roll-Ensemble". Die Gruppe schrieb mit fünf Langspielplatten, Tourneen und einem Spielfilm einen Teil Rockgeschichte. Eine Beatgeschichte, die wie tausend andere begann, dann aber eine atemberaubende Wende nahm.

Da war zunächst der Musiker Dorian Rudnytsky, zuhause in Toms River in New Jersey, als Twen bereits ein viel beachteter Cellist, der aber auch vom Rock´n´Roll gefangen war. Ein Foto im New Jersey Courier vom Juli 1960 zeigt ihn als Trompeter in einer Band "The Aristocrats", die den Sprung bis zu einem lokalen Talentwettbewerb geschafft hat. Drei Jahre später steht er mit einer anderen Band wieder im Finale dieses Festivals. "The Invictas" heißt die Gruppe, der zu diesem Zeitpunkt außerdem die Brüder Brian (Gitarre) und Peter Corrigan (Vibraphon) sowie der Schlagzeuger Howard Wolen angehören. Rudnytsky: "Als ich eines Tages meinen Freund Brian besuchte, hörte ich aus dem Keller zwei Jungs Rock´n´Roll-Stücke üben und dachte: Hier fehlt ein Bass." Ein Zustand, der nicht lange anhielt: Der Cellist aus Toms River spielte nun auch E-Bass, Stücke von Elvis zum Beispiel, von den Coasters und später "Wooly Bully". Die "Unbesiegten" traten bei Schulfesten und in lokalen Clubs auf. Das änderte sich auch nicht, als Dorian Rudnytsky zur berühmten Julliard School of Music in New York wechselte und als Peter Corrigan ausstieg und dafür mit Cliff Niveson ein weiterer Gitarrist kam. Im Sommer 1966 gab es eine weitere Gruppe mit Rudnytsky: Zu "There are no trumpets" gehörten mit Brian Corrigan und Howard Wolen zwei weitere "Invictas", vierter Mann war Robert Kessler, ebenfalls aus Toms River.

Zu diesem Zeitpunkt existierte an der Juillard School bereits die Band "Emil and The Detectives" bevor. "Ich wusste, dass da hin und wieder eine Rock´n´Roll-Band mit meinen Kommilitonen Michael Kamen und Martin Fulterman spielte." Bei einer Tanzveranstaltung sprang Rudyntsky für den Bassisten der Band ein, der ursprünglich verhindert war, dann aber plötzlich doch auftauchte: "So haben wir jeder eine Hälfte des Programms absolviert," erinnert sich Rudnytsky - und dieser Abend war mit entscheidend für den weiteren Verlauf seiner Karriere. Im Publikum war der Produzent der McCoys ("Hang on Sloopy"): "Er kam nach dem Konzert hinter die Bühne und sagte: ,Kamen, Fulterman und Rudnytsky - ihr müsst eine Band machen.´" Der Bassist brachte seine Freunde von den Invictas, Brian Corrigan und Cliff Niveson, ins Spiel - so kam Ende 1966 das New York Rock & Roll Ensemble zusammen.

Den Weg zum Ruhm beschritten die fünf im Sauseschritt: Über eine Bekannte bekam Schlagzeuger Martin Fulterman Kontakt zu einem Toningenieur von Atlantic Records. Als der Drummer mit einer anderen Gruppe Demo-Aufnahmen für die Plattenfirma gemacht hatte, ging der Daumen nach unten. Gesucht wurde nun eine andere Band - und mit dem Quintett von der Julliard School und aus Toms River gefunden. Dorian Rudnytsky: "Wir hatten zwei Proben, eine Tanzveranstaltung, noch einmal eine kurze Probe - dann haben wir ein Demoband bei Atlantic produziert." Die Verantwortlichen waren begeistert - und nach drei Wochen kam die Nachricht: "Ihr bekommt einen Plattenvertrag."

Aufnahmen für den Beatclub geplant


Was folgt, ist Rockgeschichte: Neben den Platten für Atlantic Records und Columbia Auftritte und Tourneen durch Nordamerika und Filmaufnahmen ("Zachariah"). Rudnytsky war auch noch an einem Soloprojekt von Michael Kamen ("New York Rock") beteiligt. Zweimal war das New York Rock & Roll Ensemble, das 1970 nach dem Ausstieg von Brian Corrigan auf das "Roll" im Namen verzichtete, auch auf dem Sprung nach Europa, unter anderem zu Aufnahmen für den "Beatclub": "Doch daraus wurde nichts, weil sich keine Band fand, die im Tausch mit uns von Europa nach Amerika ging - das war damals zwingend vorgeschrieben."

Rudnytsky hat heute noch Kontakt zu den Mitstreitern von einst: Zu Michael Kamen, auch zu den Ex-"Invictas". Cliff Niveson spielt heute noch in lokalen Bands: "Er ist für mich der beste Rhythmusgitarrist der Welt." Howard Wolen ist Toningenieur.

Der Neu-Siegerländer Rudnytsky denkt gerne an seine Zeit im großen Rock-Business zurück. Er hat Eric Clapton kennengelernt, als dieser mit Delaney, Bonnie & Friends unterwegs war, hat mit Gruppen wie Yes, Ten Years After und Sly & The Family Stone im gleichen Konzert gespielt. Der Blick zurück ist allerdings nicht von Wehmut getrübt: "Ich bin sehr glücklich so, wie mein Leben jetzt ist."