Ein Projekt von Wolfgang Thomas & Micky Pega

Eternal Light

Traumstart in der Bismarckhalle


Aus "Selection" und "Snepcuts" wurde also "Eternal Light": Reinhard Kitz (Gitarre, Gesang), Jürgen Enders (Gitarre), Bernd Enders (Keyboards), Dieter Löhr (Saxofon, Flöte, Gesang) und Micky Pega (Schlagzeug) - wobei Kitz auch schon mal Bass spielte und die Enders-Brüder je nach Bedarf auch E-Orgel und E-Baß spielten.

Die Gruppe hatte einen Traumstart: "Seit 12 Jahren das Beste, was ich in der Bismarckhalle gehört habe", zitierte die WR nach dem 6.11.1969 den Hüttentaler Stadtjugendpfleger Egon Jolig. Schlagzeile in der WR: "Bismarckhalle erbebte unter neuem Sound."

Prof. Bernd Enders (Universität Osnabrück) im Rückblick: Wir hatten ziemlich viel Erfolg mit sogenannter Underground Music - mit eigenen Kompositionen, großer Anlage, Lightshow, Nebel und Flashlight. Wir hatten verschiedene Möglichkeiten der Besetzung, und die Arrangements waren ziemlich komplex, lang und auch virtuos."
Bild unten links: Ein Auftritt, der nach der Erinnerung von Prof. Bernd Enders von politischen Demonstrationen begleitet war: Jürgen Enders, Micky Pega, Reinhard Kitz, Dieter Löhr (mit dem Rücken zur Kamera) und Bernd Enders an der Orgel.

So sah es auch der WR-Kritiker. Er konnte berichten, dass die Bismarckhalle schon kurz nach Konzertbeginn um 17 Uhr ausverkauft war: "Die Resonanz war einhellig. Man fand die neue Gruppe dufte. ,Die haben nicht nur lange Haare, die können auch spielen´, meinte einer, der auch lange Haare hat, aber bisher nur zuhören kann." Fünf Stunden dauerte dieser erste Auftritt von "Eternal Light", was vom Publikum ein gehöriges Stehvermögen forderte. Micky Pega: "Wir machen Psychedelic, und um diese Musik zu verstehen, muss man zuhören."

Micky Pega hatte vor der Gründung von "Eternal Light" in verschiedenen Siegerländer Gruppen gespielt, kurze Zeit aber auch in der Band von Pete "Wyoming" Bender, der im Siegerland heute noch viele Fans hat: "Durch meine Vorliebe zu spontanen Sessions lernte ich die Enders-Brüder kennen. Dann kam das Treffen mit Reinhard Kitz und Dieter Löhr und die Erkenntnis, dass sich daraus eine Superband machen ließe."

Super war auch die Ausrüstung, mit der die neue Formation antrat. Zwei Marshall-Türme à 7500 Mark standen auf der Bühne, die Orgel der Enders-Brüder wurden über eine Vox-Anlage gespielt. Die selbstgebauten Lichtstrahler wurden von einem Roadie über eine Holzklaviatur mit Starkstromschalter bedient, Bernd Enders zuckt heute noch zusammen: "Oh je - das war gefährlich." Eternal Light setzte nach seiner Erinnerung auch als erste Siegerländer Band Bühnennebel ein: "Wie wir das machten, erzähle ich lieber nicht."

Gleich nach dem erfreulichen Auftakt in der Bismarckhalle gab es weitere Konzerte im Siegerland: Am 6. Dezember 1969 in der Siegener Ingenieurschule für eine Gage von 380 Mark, acht Tage später im Herdorfer Knappensaal, Ende Januar 1970 im Salchendorfer Dorfgemeinschaftshaus (475 Mark).

Schnell wurde die Gruppe auch überregional bekannt. Schon nach wenigen Übungsstunden nahmen die fünf an einem Bandwettbewerb in der Recklinghäuser Vestlandhalle ein - und verpatzten, so Micky Pega, nach dem ersten Stück in Führung liegend, das letzte Lied. Auf dem Herzberg-Festival, das die hessische Gruppe "The Petards" 1970 erstmals veranstaltete, waren Eternal Light als einzige deutsche Amateurband vertreten - Profi-Kollegen wie die Rattles und die Lords hatten keine Einladung erhalten. Micky Pega: "Die Leute waren begeistert - ich auch."

Relativ rasch stellte sich heraus, dass das Bandleben nicht nur aus Kritikerlob und rauschenden Konzerten, sondern auch aus Absagen, bestand. Peter "Fancy" Hartmann, der Eternal Light gemeinsam mit dem Siegener Henning Weyl unter dem Namen" Fancy Management" betreute, hat Sons of MortimerUnterlagen aus diesen Tagen aufgehoben. Zum Beispiel ein Schreiben der Samy GmbH, die das Münchener "Blow Up" betrieb, vom 9. Januar 1970: "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir an einer Blues Band nicht interessiert sind." Knapp ein Jahr hielt die erste Besetzung, dann stiegen die Enders-Brüder und Micky Pega aus.

Der Schlagzeuger spielte mit Gus Kohnke und Uli Langenbach (beide von Smash) als "Sons of Mortimer", hatte Session- Jobs und wurde auf Vermittlung von Pete "Wyoming" Bender Mitglied bei der deutsch-schottischen Band "Message". MessageEr kam aber nach eigener Aussage mit dem Leben als Profi nicht zurecht: "Es gab zu wenige gute Livekonzerte und zu viele Gigs in amerikanischen GI-Clubs. Ich verpasste durch meinen flotten Abgang die Produktion der dritten LP von Message. Schade."

"Pan Project"


Pan ProjectZurück im Siegerland gründete Micky Pega mit Wölle Neuser und Jason Perlitz das "Pan-Project" Es gab stundenlange Sessions im Littfelder Gandi Saloon ("wie haben die Leute das nur ausgehalten?"), an denen sich je nach Lust und Laune weitere Musiker beteiligten: "Ein ziemlich chaotischer Spaß, der allerdings auch viel musikalisch-innovatives zu Tage förderte." In manchen Songs von Birth Control's Hoodoo Man spiegelten sich kleine Sequenzen der Spontan-Sessions von Pan-Projekt.

Eine ähnliche Geschichte "Pas-Project" zog Micky Pega später noch einmal in Aschaffenburg auf, wo bekannte Musiker aus der Main-Fränkischen Musikszene mitmachten u. a. von Scaramouche, Stampede, Rodgau Monotones "Erbarme, zu spät, die Hesse komme", aber auch Musiker aus ganz Deutschland z.B. Allen Murdoch von Message, Leuten von Epitaph, Wolfgang Neuser (Ex Eternal Light, Birth Control), Siegen.

"Te Deum" übte immer in Räumen der Grube Ameise


Bernd und Jürgen Enders spielten nach dem Ausstieg bei Eternal Light bei Te Deum - zusammen mit Gus Kohnke und Ulli Vollmer (beide von Smash). Bernd Enders: "Wir übten immer in Räumen der Grube Ameise mitten im Wald. Dort haben wir auch Open-Air-Konzerte gespielt." Jürgen "Jimmy" Enders war zwischenzeitlich noch Mitglied der Mushrooms und wird - so die Planungen - am 18. August bei der Veranstaltung "Beat Beat Beat" in der Siegerlandhalle bei "Smash/Paan" mitwirken. Sein Bruder Bernd studierte zunächst an der PH in Siegen und setzte nach dem Examen sein Studium an der Musikhochschule und an der Universität in Köln fort, wo er 1980 in Musikwissenschaft, Philosophie und Pädagogik promovierte.
Zunächst arbeitete er im Schuldienst, war von 1992 bis 1994 Professor im musikwissenschaftlichen Institut der Uni Köln und wechselte dann nach Osnabrück, wo er Systematische Musikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Musikelektronik / Musikalische Informatik lehrt.

Eternal Light existierte nach dem Weggang der Siegener Fraktion weiter als Eternal Light 2. An der Orgel saß nun Wolfgang Neuser, Helmut Ruschmeier kam von den Shotguns, das Schlagzeug bediente anfangs noch Micky Pega, aber nach dessen Ausstieg wurde Guiseppe Tarantola sein Nachfolger.

Plattenvertrag mit Bacillus Records


Eternal Light 2"Sie haben keine Vorbilder - sie machen ihre eigene Musik". So stand es als Titel über einer Presseinfo, die das Siegener Management von "Eternal Light" im Juli 1971 verbreitete. Da ahnte noch niemand, dass das Ende der Gruppe, die nun fast unter Profibedingungen arbeitete, kurz bevorstand.

Im Herbst ging das "Ewige Licht" aus - obwohl die Gruppe einen von beiden Seiten unterzeichneten Plattenvertrag mit Bacillus Records, der Progressiv-Abteilung der Firma Bellaphon, in der Tasche hatte.

Die Band bestand zu diesem Zeitpunkt aus den beiden "Ur-Lichtern" Reinhard Kitz (Lead-Gitarre, Bass, Gesang) und Dieter Löhr (Querflöte, Sopran- und Tenorsaxofon, Gesang), die schon bei "The Selection" zusammen gespielt hatten. Im Frühjahr 1970 war Wolfgang "Wölle" Neuser von den "Mushrooms" gekommen, und am Schlagzeug saß nun Guiseppe Tarantola, der zuvor, so steht es in der erwähnten Presse-Info, in Frankreich und Italien als Profi gearbeitet hatte. Zunächst ebenfalls Mitglied bei "Eternal Light 2" nach dem Ausstieg der Brüder Enders und von Micky Pega: Helmut Ruschmeier, der von den "Shotguns" herübergewechselt war. Als die Manager Peter "Fancy" Hartmann und Henning Weyl ein Promotion-Poster von der Band drucken ließen, war er auf jeden Fall noch dabei.

Im Sommer 1971 stellte sich Eternal Light dann als Quartett vor: "Wir, das ,Ewige Licht´, sind eine Familie aus vier Musikern, zwei Roadies, einem Management, einem Lkw und vielen hilfsbereiten Freunden." Noch ein Zitat aus der erwähnten Presse-Info: "Ein Schema? Eine Stilrichtung? Eternal Light sieht das nicht. Progressiv? Natürlich. Aber auch Psychedelic ist in der Musik. Rock ist drin, auch Klassik." In Bewerbungsschreiben für Clubs und Hallen bezeichneten die Manager den Stil der Band als "Pop-Jazz".

Wie die erste Besetzung von "Eternal Light" waren auch die Nachfolger überregional aktiv. In den Unterlagen, die Hartmann aus diesen Tagen aufgehoben hat, geht hervor: Das Management streckte die Fühler bis nach Berlin aus, um Auftritte abzumachen. Die Gruppe trat bei einem Benefiz-Festival für ein krankes Mädchen in Hagen auf - gleich nach einer Gruppe, die sich damals noch "Elias Grobschnitt" nannte und später (ohne den "Elias") zu einer der bekanntesten Formationen des Deutsch- beziehungsweise "Kraut"-Rock wurde. Die Teilnahme am Bad Herzberg-Festival auch 1971 (aus 115 Bewerbungen wurden 15 Gruppen ausgewählt) und an einem Open-Air-Konzert am Deutschen Eck in Koblenz sind ebenfalls registriert.

Beim Talentfestival in Offenbach


Das Konzert, das schließlich zum Plattenvertrag mit Bacillus Records führte, stieg am 29. November 1970 in der Offenbacher Stadthalle. Dorthin hatte Peter Hauke, Chef des Progressiv-Labels von Bellaphon, zum 2. deutschen Talentfestival eingeladen: "Eingeladen sind über 50 Produzenten von allen deutschen Schallplattenfirmen sowie freie Produzenten. Sie sollen zuhören und frei entscheiden, welche Gruppen sie produzieren wollen." Vier Tage nach diesem Festival meldete sich Hauke selbst bei Peter Hartmann und bekundete, "nachdem wir euch gehört und gesehen haben", sein eigenes Interesse an einer LP-Produktion mit Eternal Light: "Zur Absprache des Vertrags und der Studiotermine (wir produzieren in einem 8-Spur-Studio in Köln) erbitten wir euren Anruf." Der daraus resultierende Plattenvertrag stammt vom 10. Mai 1971, bis zum Erscheinen der Platte, so die Vereinbarung, durfte Eternal Light keine Demo-Bänder mehr an Konzertveranstalter verschicken.

Doch die LP gab es nicht. Dieter Löhr und Guiseppe Tarantola hatten mittlerweile in ein Haus an der Leimbachstraße gemietet, und Reinhard Kitz erinnert sich: "Wir haben ernsthaft darüber diskutiert, alle zusammen zur Grube Ameise zu ziehen." Doch es war ausgerechnet Gründungsmitglied Kitz, der Ende 1971 das überraschende "Aus" der Gruppe einleitete. Er studierte seit dem Sommersemester in Frankfurt, lebte dort im Westend und war politisch aktiv: "Ich kam an einem Wochenende gefrustet nach Siegen und sagte: ,Eigentlich würde ich die Band gerne auflösen.´ Die anderen sahen zuerst sich, dann mich an - und meinten: Ist in Ordnung. Das war´s dann."

"Special Thanks" auf "Hoodoo Man"


Das war das unspektakuläre Ende einer der wohl spektakulärsten Siegerländer Rockbands. Reinhard Kitz ist heute Lehrer in Hessen und spielt dort in der "Gederner Big Band", Dieter Löhr arbeitet als selbstständiger Gitarrenlehrer in Enspel im Westerwald, und Wolfgang Neuser, dessen Werdegang und seinen Wechsel zu "Birth Control" wir bereits im Zusammenhang mit der Mushrooms-Geschichte beschrieben haben, hat eine Praxis als Psychotherapeut in Geisweid. Was aus Guiseppe "Josef" Tarantola geworden ist, weiß von den übrigen Musikern niemand. Peter "Fancy" Hartmann betreute Birth Control im Herbst 1972 bei den Aufnahmen zum legendären Album "Hoodoo Man", wofür er auf der Rückseite des Covers "special thanks for service and chinese food" kassierte. Heute betreibt er mit seiner Frau Ingrid "Brautmoden Hartmann" inBetzdorf.

Dieter Löhr tourt noch immer


Dieter Löhr ist musikalisch immer noch aktiv. Neben seinem Job als Gitarren- und Saxophon-Lehrer tourt mit der Stones-Coverband Sticky Finges durch Clubs und Hallen.

Das Bild rechts wurde freundlicherweise von Eckhard Henkel zur Verfügung gestellt. Alle Bildrechte beim Urheber.

Eternal Light beim Festival Deutsches Eck in Koblenz


... Zu dem ersten Konzert dieser Art im vergangenen Jahr waren "nur" 8000 Menschen gekommen. Dieses Mal erschienen über 13000 Pop-Hungrige aus allen Teilen von Rheinland-Pfalz. Damit hatte selbst der Veranstalter Werner Jaeger nicht gerechnet - zumal zur gleichen Zeit ein Pop-Konzert in Speyer mit internationalen Gruppen stattfand. In Koblenz gab es nur Pop Made in Germany. Neun Beat-Formationen aus dem Bundesgebiet bewiesen, dass auch sie Rock und Blues machen können. Zehn Stunden hämmerten sie auf Gitarre, Schlagzeug und Orgel herum, ließen unter Grunzlauten sphärische Tonband-Konserven abspulen oder schrieen sich die Seele aus dem Leib. Die Zigtausend Pop-Fans waren zufrieden. Freilich, gerieten nur einige in Ekstase.
Gut gefielen die EPHORUS aus Neuwied und ETERNAL LIGHT aus Siegen.