Ein Projekt von Wolfgang Thomas & Micky Pega

The Dukes

Mit der Pfadfinder-Klampfe fing es an


Bernd Kraft (Gesang) und Ulrich Schachte (Gitarre, Gesang) kannten sich von klein auf: "Bei den Pfadfindern haben wir schon Klampfe gespielt." Gemeinsam besuchten sie die Realschule am Oberen Schloss. Als die Musik der Beatles und der Stones von England auf den Kontinent herüberschwappte, machten die beiden ernst: Mit Heiner Jünger (Bass), der ebenfalls aus Siegen stammte, und dem Kreuztaler Werner Schöler (Schlagzeug) wurden 1963 "The Dukes" gegründet. Wenig später kam mit Henner Wirthmann ein Mann an der Orgel dazu. Ihr Herz gehörte schnell den Rolling Stones: "Mit den Beatles haben wir nicht viel am Hut gehabt" - zugegebenermaßen auch, weil deren Songs in späteren Jahren immer subtiler wurden und damit schwerer zu spielen waren.

"Herzöge" spielten vor den "Lords"


Neben den Stones waren es die Spencer Davies Group, die Kinks und die Searchers, deren Stücke die Dukes über ihre Anlage hämmerten - "halt alles, was damals so angesagt war". Stark beeinflusst, erinnern sich Kraft und Schachte, wurden sie darüber hinaus von den Gruppen, die im Party-Club und im Moulin Rouge auftraten: Stars wie Casey Jones & The Governors, die Liverbirds und Tony Sheridan.

Nicht nur, aber auch für Amateurgruppen wie die Dukes waren die sechziger Jahren eine unvergessliche Zeit: "Wir haben beim Tanz für die Jugend gespielt, aber auch auf Hochzeiten und an Geburtstagen." Wie für viele andere Siegerländer Bands gab es ein Engagement im "Cafe Barbara" in Daaden: "Da musste man einfach mal gespielt haben." Von dort in Erinnerung geblieben sind Schachte und Kraft die kleine Bühne, die vielen Bundeswehrsoldaten, die leichten Mädchen - und die Ansagen zum letzten Stück vor der Pause: "Gleich gibt es in der Küche Pommes Frittes für eine Mark zehn - das Geld möglichst passend bereit halten." Höhepunkt in der Dukes-Karriere war ein Auftritt als Vorgruppe der "Lords" in Biedenkopf. Wobei die abendlichen Auftritte der Dukes in den ersten beiden Jahren der Laufbahn stark risikobehaftet waren: "Wenn die Polizei nach 22 Uhr in die Kneipen kam und Ausweiskontrollen machte, mussten wir immer schnell verschwinden - weil wir selbst noch zu jung waren." Konzertplakate wurden in einem alten VW-Bus transportiert und selbst geklebt - und dienten im Winter, wenn in dem altersschwachen Gefährt die Heizung ausfiel, auch schon mal als Wärmespender. Allerdings immer nur so lange, bis die Rauchentwicklung über das Bedürfnis nach Wärme siegte.

Aus durch "Bund" und Ausbildung


1969 kam das Aus: Die Bundeswehr rief, Aus- und Fortbildung im Beruf bescherten den Dukes wie vielen anderen Bands dieser Zeit das Karriereende. Ulli Schachte und Bernd Kraft, die heute noch befreundet sind und bei Feten natürlich gerne zur Gitarre greifen und die alten Zeiten aufleben lassen, hatten mit den "Centrics" für kurze Zeit noch eine weitere Gruppe - mit Kurt Thomasberger am Schlagzeug und Horst-Günter Werner am Bass. Beide spielten vorher bei den "Glad Rags". Natürlich stellen wir auch diese Band in unserer Serie vor.

Piraten" lieferten aktuelle Texte


Bernd Kraft war für die Textrecherche der Dukes zuständig: Abend für Abend hockte er vor dem Radio und hörte die angesagten "Piratensender", die von Schiffen außerhalb der holländischen beziehungsweise englischen Hoheitsgewässer agierten: Radio London, Radio Caroline, Radio Veronica.

Kraft: "So waren wir immer auf dem neuesten Stand" - auch wenn die Zeilen, die notiert, dann eingeübt und gesungen wurden, nicht unbedingt dem Original entsprechen mussten: "Es wurde halt so gebracht, wie ich es am Radio verstanden hatte." Den Konzertbesuchern war das egal: Sie hörten von den Dukes auf jeden Fall Lieder, die in Deutschland oft erst mit mehrwöchiger Verzögerung auf den Markt kamen. Im Sommer 1968 starteten die Dukes zu einem Schweden-Urlaub - mit dem alten Bully, auf dessen Vorderseite das VW-Emblem unübersehbar in den deutschen Nationalfarben gestrichen war. Für den Trip nach Norden wurde das schwarz-rot-goldene Emblem allerdings verdeckt. Bernd Kraft: "Wir dachten, damit könnten wir uns im Ausland Ärger handeln." Also entwarf er einen Ersatz: Eine grafische Liebeserklärung an die geliebten Piratenstationen, verbunden mit dem dringenden Appell an die Behörden: "Hände weg von unseren Lieblingssendern."

Rund um diese illegalen Sender hat Bernd Kraft über die Jahrzehnte einige Sammlerstücke aufgehoben: Eine Hitparade von Radio Veronica, das vor der niederländischen Küste vor Anker lag, eine LP der Fortunes mit dem Erkennungslied von Radio Caroline, und eine Singlescheibe der Gruppe The Roaring 60´s mit dem Titel "We love the pirates". Produziert wurde die Scheibe vom Duo Carter/Lewis, das unter anderem auch für Studiobands wie die Flower Pot Men ("Let´s go to San Francisco") verantwortlich zeichnete.

Heiner Jünger heute:

Menschen & Visionen



Personenportrait Heiner Jünger

Auf eigenen Füßen stehen


Der 1946 geborene Heiner Jünger verbrachte Schule, Lehre und Studium in seiner westfälischen Heimatstadt Siegen. Anschließend führte er in Hannover Projektierungen im Fernmeldesektor durch. 1975 zog Jünger nach Wasserburg, wo er bis heute wohnt.
Als für die Distribution zuständiger Manager leistete Jünger für SGS-ATES Aufbauarbeit in dem immer stärker werden Vertriebssegment. Dies blieb bei der Münchener Thomson-CSF nicht unbemerkt, nach siebenjähriger Tätigkeit bei SGS-ATES wechselte er zwar das Unternehmen, aber die Funktion blieb gleich.

Nach sieben Thomson-Jahren hat sich das Unternehmen mit SGS zurSTMicroelectronics vereinigt. Ein Grund für Jünger erneut zu wechseln. Für die Münchener VLSI Technology leistete er Pionierarbeit für Norddeutschland, die Schweiz und Osterreich. Nach einem kurzen Intermezzo beim Markgröninger VLSI-Kunden Borghard & Werner veränderte sich Jünger 1994 als Verkaufsleiter zu MicroDesign, München. 1996 gründete Jünger mit zwei Kollegen die Digital-Logic GmbH, Deutschland. Ziel: Eigene Designs realisieren und von Erfolgen selbst partizipieren. Mitgesellschafter war die schweizerische Digital-Logic AG, die so ihren Deutschland-Vertrieb schnell aufbauen konnte. 2003 erfolgte der Schritt in die absolute Selbständigkeit, mit zusätzlichen eigenen Standard- und vor allem kundenspezifischen Rechnerplatinen.

Heiner Jünger und Frau Andrea Candera-Jünger haben drei Söhne. Jüngers Hobbys sind Oldtimer, gefolgt von entspannender Gartenarbeit. Er hört gerne Oldies und liebt Musicals. Sein Fernziel: Mit Frau im Oldtimer ohne Zeitdruck die vielen attraktiven Plätze in Deutschland und Europa zu bereisen, an denen Jünger bisher nur gehetzt vorbeirauschen konnte. (rra)


Siehe auch: http://www.derwesten.de